Dein Team “Vienna” hat, sozusagen als Österreich Pioniere, durch den rasanten Aufstieg einiges an Aufmerksamkeit bekommen. Dazu habt ihr mit Euren Resultaten im Spitzenfeld der Welt viel Respekt geerntet. Rückblickend, hast Du bei Deinem Einstieg mit so einem Erfolg gerechnet!?
Hallo Eva, es freut mich sehr, dass Du mich wieder einmal zum Interview eingeladen hast! ;-)
2022 war ein wahnsinnig erfolgreiches Jahr für uns. Es macht mich extrem stolz, dass wir als Team Vienna die Saison 2022 als Nummer 2 Team der Weltrangliste beendet haben und wir auch im World Tour Standing auf Platz 2 gelandet sind, nur um Haaresbreite vorbei an Platz 1!
Als ich mich nach langen und intensiven Überlegungen 2020 entschloss, Gmunden zu verlassen und Vollzeit ins 3x3 Basketball einzusteigen, habe ich mit einem derart rasanten Aufstieg ehrlich gesagt nicht gerechnet! Ich habe durchaus daran geglaubt, dass wir uns als Team durch harte und beständige Arbeit und großartigen Kampfgeist in die Weltspitze (Top 10) hineinspielen können. Dass uns nach einer regelrechten Achterbahnfahrt 2021 dann 2022 derart der Knopf aufgehen würde und wir regelmäßig um World Tour Titel spielen würden, war aber vor meinem Einstieg nicht zu erahnen.
Persönlich finde ich Dich als Nummer 15 der Weltrangliste im Individual Team Ranking! Wow, das hat schon was, das muss man sich erst erarbeiten. Was sind so Deine Stärken, wie würdest du dich beschreiben? Was unterscheidet Dein Spiel 3x3 zum 5x5?
Ja, das ist den guten Platzierungen der letzten Saison zu verdanken! Ich sehe es als Belohnung für die konstante Arbeit, die ich über die letzten Jahre investiert habe und freue mich darüber.
Meine Stärken sind – ähnlich wie beim 5v5 – die Tatsache, dass ich ein Allrounder bin und mein Distanzwurf. Beim 3x3 ist es von großer Wichtigkeit, verschiedene Spielertypen verteidigen zu können, da in der Defensive viel gewechselt wird. Man sollte deshalb sowohl schnelle Guards, als auch robuste, starke Insidespieler vor sich halten können. Da mir bereits bei den Swans oft die Aufgabe gegeben wurde, verschiedene Schlüsselspieler der gegnerischen Teams – es waren dies von kleineren Spielern wie Marko Car oder Hayden Lescault bis hin zu Spielern die größer und/oder kräftiger waren als ich, etwa Fabricio Vay oder Florian Trmal – abzustellen, ist das für mich keine große Schwierigkeit.
In der Offensive kommt es mir zugute, dass ich in meiner basketballerischen Laufbahn verschiedene Positionen gespielt habe. Dass ich bis zur u16 Center war, hilft mir beim physischen Spiel in der Zone. Der Distanzwurf, der beim 3x3 anders als im 5v5 2 Punkte und nicht 3 Punkte zählt und damit noch höher gewichtet ist (Körbe innerhalb der „3er“-Linie zählen beim 3x3 1 Punkt, d.h. der Distanzwurf ist doppelt so viel Wert), ist, würde ich sagen, mein Markenzeichen im 3x3 geworden. Nichtsdestotrotz versuche ich stets meine solide und teamorientierte Spielweise beizubehalten!
Ihr habt mittlerweile viele 3x3 Stationen bewältigt, was war für Dich die Aufregendste und warum? Gibt es so etwas wie ein „Lieblingsturnier“ für Dich?
Das ist wahr, alleine 2022 haben wir in über 25 Turnieren 15 Länder auf 3 verschiedenen Kontinenten bereist! Mein bisheriges Lieblingsturnier war das Masters in Paris (2022). Im Carreau du Temple haben wir Anfang Oktober letzten Jahres unseren ersten und bisher einzigen Masterstitel fixiert und auf dem Weg dorthin u.a. Gastgeber Paris, die #1 der Welt Ub sowie die damalige #2 der Welt Liman besiegt. Jeder der vier Spieler am Feld (Martin Trmal, Turnier MVP Stefan Stojacic und Quincy Diggs) hat in diesen 2 Turniertagen seine Rolle exzellent gespielt und wir haben als Team eine ungeheure Energie ausgestrahlt. Es war elektrisierend. Auch unser fünfter Mann Nico Kaltenbrunner und einige österreichische Fans waren vor Ort. Ich denke stets gerne an diese 2 besonderen Tage in meinem Leben zurück, an denen wir uns für all die investierte Arbeit belohnt haben.
Matthias, die Spannung steigt! Die erste 3x3 Weltmeisterschaft in Österreich ist demnächst Euer Jahreshighlight. Wie laufen Eure Vorbereitungen?
Auch als Nationalteam wollen wir an die Erfolge mit dem World Tour Team Vienna anschließen. Die Ausgangslage ist dabei aus heutiger Sicht allerdings sicher eine andere, da unsere Legionäre (zB Quincy) für das Nationalteam (noch) nicht spielberechtigt sind. Wir werden daher von vielen eher als Underdogs betrachtet.
Den ganzen April über bereiten wir uns in einem Trainingscamp in Serbien als Team Vienna auf das World Tour Opening in Utsunomiya (Japan) vor, das von 29.-30.4. stattfinden wird. Danach wird der Fokus auf die WM rücken und wir gedenken, uns im Sportzentrum Sankt Pölten als Nationalteam gemeinsam mit ausländischen Nationalteams auf das Großevent in Wien (30.05.-04.06.) vorzubereiten. Ich lade zur anstehenden 3x3 WM in Wien alle Basketballfans herzlich ein, man darf direkt am Rathausplatz großartige Stimmung und die besten Teams der Welt erwarten!! Ähnlich wie bei den Beachvolleyball Grand Slam Events wurde auch eine große Fanzone angekündigt, bei der für jeden etwas dabei sein dürfte ;-)
Mit welchem Kader werdet ihr antreten, ist das schon fixiert?
Aktuell ist der österreichische Stamm des Team Vienna vorgesehen. Es sind das Nico Kaltenbrunner, Martin Trmal, Filip Krämer und ich. Während des Vorbereitungslagers in Sankt Pölten werden voraussichtlich auch die Auswahlmannschaften der U21 und der U23 mit uns trainieren, zudem könnten auch ausgewählte Profis für Vorbereitungsspiele eingeladen werden. Dort wird sich herauskristallisieren, mit welchem Roster wir die besten Chancen bei der WM haben. Es mögen die 4 besten für Österreich antreten!
Ihr seid es ja mittlerweile gewöhnt Euch im „Weltkarussell“ zu bewegen. Gibt es trotzdem noch „Lampenfieber“ vor so einem Großereignis?
Ein Event dieser Größe im eigenen Land ist im 3x3 eine große Besonderheit. Weil die Pro Tour, also die laufende Saison für Profiteams, international ist und Turniere auf dem ganzen Globus ausgetragen werden, gibt es dabei für uns keine “Heimspiele”. Anders als im 5 gegen 5, wo im Schnitt jede zweite Woche eine Partie daheim - etwa in der Volksbankarena - stattfindet, stellt sich für uns üblicherweise nur die Frage, ob wir einen Kurz- oder Langstreckenflug zum Turnier zurückzulegen haben und wie übel der Jetlag beim Turnier ist, haha! Österreichische Fans sind dann vor Ort (etwa in Südkorea oder Puerto Rico) eher eine Seltenheit ;-)
Es wird daher sehr aufregend, vor den österreichischen Fans und vor allem wieder einmal vor Freunden und Familie zu spielen! Bereits beim OQT 2021 und der EM in Graz 2022 hatten wir derartige Erlebnisse, bei denen ich zugegebenermaßen schon nervöser war als im Ausland, weil ich gerade Freunden und Familie großartige Leistungen und damit verbundene Siege bieten wollte! Dieses Jahr werde ich versuchen, einfach meinen gewohnten Turnierrhythmus beizubehalten und dabei die Stimmung des Heimpublikums sowie die Energie und die Aufmerksamkeit derer, die mit teuer sind, zu genießen.
Welche Gegner schätzt Du sind Eure größten Konkurrenten, die für Euch zu bezwingen wären?
Unsere Gruppe hat es in sich. Es erwarten uns die amtierenden Olympiasieger Lettland, die regierenden Americup Sieger USA, die mehrmaligen Asia Cup Champions Australien und als vierter Gegner entweder Israel, Neuseeland oder China. Es gibt also keine leichten Spiele in der Gruppe und jede Partie ist als “Do-or-die” Spiel zu sehen, um zumindest Platz 3 in der Gruppe und damit den Aufstieg in die Top 12 aus den 20 Teilnehmern zu fixieren. Ich vertraue auf unsere Herangehensweise vom letzten Jahr: ordentliche Vorbereitung, dann beim Turnier von Aktion zu Aktion, von Spiel zu Spiel zu denken, stets das Beste geben und dann sehen, was dabei herauskommt. Damit sind wir gut gefahren.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass ihr bis Anpfiff und darüber hinaus die Saison verletzungsfrei übersteht! Wir wünschen den Teams Austria spannende Spiele, eine tolle Stimmung und alles erdenklich Gute für die heimischen Weltmeisterschaften 3x3 presented by win2day.
Danke Eva! Ich würde mich wahnsinnig freuen, viele bekannte Gesichter bei der WM zu sehen und wünsche auch den Swans für die restliche Saison alles Gute und nur das Beste!! ;-)
P.S.: Warum wurde „Matze“ zu „Matzi“ – ein Werbegag?
Ich weiß nicht, wo Du das aufgeschnappt hast! :D Um in dieser Sache Klarheit zu schaffen: Ursprünglich, seit der Kinderstube an, war es „Matzi“! Das „E“ hat mir, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, mein damaliger u14 Coach Ronny Bachtrögler verpasst. Seit damals coexistieren die beiden Versionen! Bei den Swans hat sich eher der MatzE durchgesetzt, während mich die Mehrzahl meiner Freunde weiterhin als MatzI anspricht. Man könnte jetzt eine Debatte starten, wer denn hier Recht und wer Unrecht hat, aber ich sehe es seit jeher diplomatisch und fühle mich bei beiden Versionen angesprochen ;-)
Somit ein vergnüglicher Abschluss unseres Interviews, dass bei mir auch einen breiten Grinser hinterlässt! Danke, dass Du Dir für uns Zeit genommen hast,
Eva Franke
Weitere Informationen finden Fans unter:
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