Teil 1
Interview mit 3x3 Kapitän Matthias Linortner
WINNERS, Matthias uns sein Team Vienna / Team Austria hat große Ziele für das erst junge Jahr 2024 und die Spieler würden sich noch über viele Winners Momente freuen! Matze gibt uns in diesem Interview einige Einblicke wie er sein „neues Basketball Dasein“ erlebt!
Eigentlich ist er spät zum Basketballsport gekommen und wer hätte damals daran gedacht, dass er Teil einer Mannschaft werden würde, die bei Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, internationalen Topevents zur Weltelite aufschließt.
Ihr schwimmt auf der Erfolgswelle und habt Euch ins internationale Rampenlicht gespielt! Mittlerweile sind aber auch die Erwartungen an Euch sehr gestiegen. Geht das überhaupt noch ohne Druck zu spielen?
Tatsächlich haben wir mit 8 Top 3 Resultaten auf der 3x3 ProTour dieses Jahr unsere Leistung aus dem Vorjahr noch toppen können und den zweiten Platz in der 3x3 Weltrangliste bestätigt, das hätten uns wohl nicht viele zugetraut!
Die Erwartungshaltung von außerhalb als auch von uns selbst ist dadurch mit Sicherheit gestiegen: Während das Erreichen eines Turnierhalbfinales am Anfang der letzten Saison noch eine Sensation für uns gewesen wäre, fliegen wir heute, rund anderthalb Jahre später, in der Regel mit großer Enttäuschung nach Hause, wenn wir nicht zumindest unter die Top 4 kommen.
Klarerweise bringt das jede Menge Druck mit sich: Jenen, am Court zu performen und darüber hinaus jenen, durch vermehrte Medienauftritte und repräsentative Veranstaltungen, die ebenfalls viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Doch diesen Druck haben wir uns in meinen Augen erarbeitet und verdient! Wir zählen in unserem Metier mittlerweile zur Weltspitze und es ist doch etwas Besonderes, dass von einem Österreichischen Basketballteam erwartet wird auf internationaler Bühne konstant Topresultate zu liefern – das würde man sonst wohl eher von serbischen, amerikanischen, ... Teams erwarten. Das ist doch etwas Großartiges! Und so versuche ich, den Druck „zu genießen“, noch besser mit ihm umgehen zu lernen und daran als Person und Spieler zu wachsen.
Olympia ist das Ziel eines jeden Sportlers. Zur Vorbereitung im Olympia Camp habt ihr ja auch schon ein bisschen die Welt der Topstars des Sports kennen gelernt. Wie muss man sich das Training dort vorstellen, anders als ihr es üblicherweise macht? Bekommt man auch Tipps der anderen Athleten und Athletinnen?
Anfang November konnten wir im Olympia Vorbereitungscamp in Belek (Türkei) eine Woche lang mit 70 weiteren österreichischen Top Athletinnen, die ihrerseits ebenfalls allesamt Olympia AspirantInnen sind, bei Spitzenbedingungen in einem Sportressort trainieren.
Der Trainingsalltag dort ist für uns als Profisportler optimal: Neben breit aufgestellten Frühstücks-, Mittags- und Abendbuffets konnten wir dort in einer Halle trainieren, die den ganzen Tag exklusiv für uns zur Verfügung stand. Das bedeutet, dass wir auch individuelle Workouts oder Wurfeinheiten jederzeit und bei Bedarf auch unangemeldet und spontan einbauen konnten. Darüber hinaus standen uns im selben Hotelkomplex Krafttraingsräumlichkeiten von der Größe des RSP Parketts und eine Vielzahl an Regenerationsmöglichkeiten (Schwimm- und Kältebecken, Sauna, Kryokammer, etc) zur Verfügung, die wir in dieser Qualität und Auswahl üblicherweise leider nicht haben. Zusätzlich zum guten Essen und der Infrastruktur stand dann auch unser Betreuerstab inklusive Physiotherapeut ganztägig für uns zur Verfügung. Man hat also alles, was man fürs Sportlerleben braucht, und muss praktisch nie das Hotel verlassen!
Tipps von anderen Athleten haben wir nicht allzu viele bekommen, wir haben uns beim Essen oder bei Zufallsbegegnungen im Hotel eher interessehalber ausgetauscht. Ich fand es sehr spannend und erfrischend zu sehen, wie SportlerInnen aus anderen Disziplinen arbeiten (etwa LeichtathletInnen auf der Laufbahn vor dem Hotel, SchwimmerInnen im Pool oder GewichtheberInnen im Krafttrainingsbereich). Am Ende des Tages bin ich aber doch sehr froh, mich für einen derart abwechslungsreichen und vielseitigen Teamsport wie Basketball entschieden zu haben B-)
Nicht ganz sollte man vergessen, dass ja die nächsten Europameisterschaften erneut auf heimischen Boden sein werden. Der Wiener Event der Weltmeisterschaften war ja ein voller Erfolg für diese Veranstaltung.
Yes, die 3x3 EURO kommt im August 2024 noch einmal nach Wien!!
Die 3x3 WM im Mai & Juni dieses Jahres war eines der spektakulärsten und stimmungsvollsten Sportevents, an denen ich jemals teilgenommen habe: die 3500 Fans im Stadion und die Menschenmassen in den Fanzonen um die Arena herum haben eine elektrifizierende Atmosphäre geschaffen, in der wir dann mit insgesamt 3 Siegen einen 6. Platz erringen konnten. Hut ab vor dem ÖBV, der damit in der 3x3 Szene sicherlich eine neue Benchmark für Events gesetzt hat und danke nochmal an alle Zuschauer (auch und insbesondere Swans Fans, Familie und Freunde aus Gmunden), die so zahlreich erschienen sind und uns über unsere Limits gepusht haben. Die Emotionen und die Leidenschaft, mit der die Jungs und ich in diesen Tagen aufs Feld gegangen sind, um für Österreich um Siege zu kämpfen, war irrrrrrsinnig intensiv und ist nur schwer in Worte zu fassen.
Ich freue mich deshalb schon extrem auf die anstehende EURO in Wien und hoffe, dass wir dort ein ähnlich beeindruckendes Basketballfest feiern werden!
Dass 3x3 in den nächsten Jahren noch „deine Heimat“ sein wird liegt eher auf der Hand. Siehst du dich eigentlich auch wieder am Parkett beim 5x5? Vermisst du es manchmal…?
Nachdem ich Gmunden verlassen habe und frisch im 3x3 war, habe ich die Swans, das 5v5 und v.a. meine damaligen Teamkollegen und die Fans oft vermisst. Es hat eine Weile gedauert, in etwa zwei Jahre, bis wir uns unter Mithilfe vieler Spieler, Trainer, Funktionäre und Sponsoren eine Mannschaft aufgebaut hatten, die auf der 3x3 ProTour um Turniersiege spielen kann. Ich war in diesem Prozess im Grunde von Stunde 1 an dabei und habe die gesamte Entwicklung – die nicht immer bloß ein Zuckerschlecken war – miterlebt und durchgemacht. Mittlerweile identifiziere ich mich extrem mit unserem Projekt und meinen Kameraden und bin stolz darauf, einer der Grundpfeiler und Kapitän unseres 3x3 Team Vienna sowie des Österreichischen 3x3 Nationalteams zu sein – ähnlich dem, wie ich vormals ein stolzer Swan war!
Aus diesen Gründen und wegen der Liebe, die ich für den 3x3 Basketballsport hege, erscheint mir eine Rückkehr zum 5v5 in naher Zukunft nicht besonders realistisch. Doch weil man im Sport - weit weniger noch als in anderen Branchen – nicht weiß, welche Chancen die Zukunft für einen bereit hält und weil ich mir auf lange Sicht doch immer gewünscht habe, irgendwann in den Raum Gmunden zurückzukehren, würd ich mich hier aufs Motto „Sag niemals nie…..“ stützen ;-)
Ein bisschen Gmunden muss sein. Lebst du auch noch mit bei den Swans Erfolgen mit, das Triple war schon sensationell?
Natürlich verfolge ich die österreichische Basketballszene. Die Swans sind der Verein, in dem meine basketballerischen Wurzeln liegen und der Verein, der mir so lange eine sportliche Heimat war. Freilich drücke ich daher in jeder Titelentscheidung den Swans die Daumen!
Als der Stamm der Mannschaft dann letztes Jahr um die vielleicht beste Legionärskombi seit DT & Ian Boylan ergänzt werden konnte, stand dem Triple nicht mehr viel im Wege. Eine besondere Saison, da muss einfach alles zusammenpassen, deshalb Hut ab und viel Erfolg weiterhin! Ich werde es jedenfalls verfolgen.
Wird man Dich wieder einmal bei einem der nächsten Heimspiele in Gmunden als Besucher finden?
Nach dem World Tour Finale in Jeddah am 8. & 9. Dezember steht für uns nach über 10- monatiger Saison die Offseason an. Das bedeutet, dass ich endlich wieder in Ruhe Zeit in Österreich verbringen und mir meine Trainings auch frei einteilen kann. Bei dieser Gelegenheit werde ich es mir sicher nicht nehmen lassen, das eine oder andere Swansspiel daheim im RSP anzusehen und ganz entspannt von der Tribüne aus zu genießen ;-)
Danke und viel Erfolg!
Eva Franke